„Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen.“ (William Faulkner) Die Vergangenheit liegt nicht in der Vergangenheit, sie besteht bis in die Gegenwart. Genauer gesagt wird sie durch Gegenwärtiges geprägt. Denn in der Gegenwart werden der Vergangenheit Inhalte und Bedeutung zugeschrieben. Ein Ereignis mag sich auf einen bestimmten Tag in der Vergangenheit beziehen, aber die Bedeutung desselben entfaltet ihre Wirkung bis in die Gegenwart. Menschen erinnern sich an Ereignisse, tauschen sich darüber aus und schreiben ihnen dadurch Bedeutung zu. Auf diese Art bleibt ein Ereignis aus der Vergangenheit präsent und relevant in der und für die Gegenwart. Zudem schaffen Individuen und Kollektive ihre eigenen Versionen von Vergangenheit, wodurch sich eine Vielzahl an (möglichen) Vergangenheiten ergibt.
Dies zeigt sich auch in der Literatur. Die Zeit des Holocausts und seine Auswirkungen spielen in der Literatur der Gegenwart nach wie vor eine wichtige Rolle. Mithilfe von Ansätzen aus der kulturwissenschaftlichen Gedächtnisforschung werden diverse literarische Texte analysiert und interpretiert.
Primärliteratur:
Maja Haderlap: „Engel des Vergessens“ (2011)
Katja Petrowskaja: „Vielleicht Esther“ (2014)
Arno Geiger: „Unter der Drachenwand“ (2019)
Eva Menasse: „Dunkelblum“ (2021)
Alois Hotschnig: „Der Silberfuchs meiner Mutter“ (2021)