Vodka wird in dieser Vorlesung als ein Element der russischen (und polnischen) Alltagskultur betrachtet, in dem man mit den Worten Kirill Kobrins wie in einem magischen Kristall alle Aspekte des russischen Lebens sehen kann. Durch Einnahmen aus der Alkoholsteuer konnte russisches Großmachtstreben vorangetrieben werden, der
Verlauf von Kriegen wurde durch Vodkakonsum beeinflußt, die Kirche mußte sich mit diesem russischen Gott
(Viktor Erofeev) auseinandersetzen, er nahm Einzug in Literatur, Kunst und Film, hat seinen unbestrittenen Platz in
Werbung und Folklore. Der liebevollen Verehrung des Mütterchen Vodka, durch das mehr und mehr die kollektive
Identität der Russen bestimmt wird, steht die nationale Selbstzerstörung durch unkontrollierten Vodkakonsum gegenüber, der sich grundlegend von westlicher Trinkkultur unterscheidet. Diesen Fragestellungen wird im einzelnen und in ihrer gegenseitigen Durchdringung nachgegangen.