Philosophie durch das Oeuvre der Liebe für das konkrete Leben. María Zambrano, Hannah Arendt und Eva von
Redecker über das Miteinanderleben.
Liebe, Philosophie und revolutionäres Gebären – inwiefern kann dies zusammengehen und was hat dies mit dem Phänomen des Miteinanderlebens oder auch dem der Wirklichkeitskonstitution zu tun? Dieser Frage wird in diesem Kurs unter anderem nachgegangen, indem die Gedanken der spa-nischen Phänomenologin María
Zambrano, die aus ihrer eigenen existenziellen Bedrohung durch die Folgen des Spanischen Bürgerkrieges
(1936-1939) erwachsen, in einen Dialog gebracht werden mit der von den Folgen des Zweiten Weltkriegs gezeichneten Hannah Arendt und der von Pro-testformen aktuellerer Couleur beeinflussten Eva von Redecker.
Wer nun meint, Liebe und Revolution hätten in ‚der Philosophie‘ nichts zu suchen, der geht nicht nur fehl hinsichtlich der Grenzen des Philosophierens, sondern der verpasst letztlich dessen lebensprak-tische
Dimension; und damit fatalerweise bedeutsame Facetten der Möglichkeiten des Menschen. Alle drei – so viel kann vorweg genommen werden – revoltieren in einer je einzigartigen Art und Weise gegen ein blindes
Gewähren-lassen von Systemen und für ein Leben, das sich aus dem Zwi-schenbereich der Menschen miteinander gebiert, wobei Motive wie das der Eigeninitiative und der Verantwortlichkeit für das konkrete Leben zu
Grundphänomenen der menschlichen Existenz wer-den.
Ziel des Kurses ist nicht nur eine textnahe Auseinandersetzung. Ebenso soll damit ein Raum ge-schaffen werden, um die Konsequenzen wie auch notwendigen Bedingungen der jeweiligen Denk-angebote zu reflektieren. Dass dies ganz im Sinne der jeweiligen Denkerinnen sein dürfte, darf hier freimütig angenommen werden, da – so die
These – Denken und Handeln in ihrer Relation zueinan-der nicht nur theoretisch, sondern in genuin lebendig- konkreter Hinsicht das, was uns als Wirklich-keit erscheint, beeinflussen; das Denken also nicht bloß ein rein immanentes Geschehen beschreibt, sondern eine Wirkkraft zu entfalten vermag, die eine dualistische
Differenzierung von Theorie und Praxis in phänomenaler Hinsicht fragwürdig werden lässt. Mit anderen Worten soll der potenziell wirklichkeitsstiftenden Wirkkraft des Philosophierens Rechnung getragen werden, weswegen dieses dazu aufgerufen ist, sich mit der Verwirklichung oder auch Entfaltung ihres eigenen Tuns auseinan- derzusetzen, von der aus ihre tatsächliche Bedeutsamkeit nochmals an Schlagkraft gewinnen kann.
Inwiefern diese sich selbst als Frauen positionierenden Denkerinnen sowohl in philosophischen wie auch in fast schon alltäglichen Diskursen mit dem Bisherigen brechen – und selbst mindestens schöpferisch, wenn nicht gar potenziell revolutionär - eine genuin neue Haltung einführen; das wird sich in der in diesem Kurs anvisierten
Auseinandersetzung mit ihnen zeigen.