Merleau-Ponty und Heidegger sind sich nie begegnet und von Heideggers Seite sind nur wenige (lobende) Notizen über Merleau-Pontys Denken überliefert. Hingegen hat Merleau-Ponty, nach einer frühen Rezeption von Heideggers Denken in seinem Hauptwerk ""Phänomenologie der Wahrnehmung"" (1945), erneut ab 1957 Vorlesungen am Collège de France zu dessen Werk gehalten, die dann zum Buch ""Das Sichtbare und das Unsichtbare"" geführt haben, das Fragment blieb.
Heidegger ist in diesem späten Projekt als Teil einer Tradition (die von Hegel über Marx zum späten Husserl führt) der einzige zeitgenössische Philosoph, dem Merleau-Ponty ein }}modernes(( Denken zuspricht, das er sonst in erster Linie bei den avanciertesten Vertretern der Kunst (bei Klee, Cézanne) und der Wissenschaft (dem Biologen Goldstein, dem Psychologen Köhler, dem Ethnologen Levi-Strauss mit seinem ""wilden Denken"") am Werk sieht. In diesem Text wird zunächst Merleau-Pontys Rezeption von Heideggers Ideen (und die diese thematisierende neuere Forschung) vorgestellt.
Darauf folgt ein systematischer Vergleich der beiden philosophischen Universen, wobei die Konzepte ""Gestalt ""(Merleau-Ponty) und ""Anwesen"" (Heidegger"") als kategoriale Schlüssel zu ihrem Denken präsentiert und analysiert werden. In diesem Sinn werden die beiden Vertreter der phänomenologischen Tradition nicht so sehr auf Husserls Intentionalitätstheorie bezogen, sondern auf die Tradition der Gestalttheorie.
Der Fokus liegt dabei auf den Themen der Raumerfahrung, von Sprache, Kunst und Geschichte - und der Frage, wie diese Felder durch die Studie der Kategorienlehre miteinander verbunden werden. Der Text endet mit der Frage, wie diese Tradition im zeitgenössischen Denken aufgenommen werden kann; und mit einem Ausblick darauf, wie sie bei französischen Denkern_innen der phänomenologischen Tradition aufgenommen wird, vor allem in Bezug auf die Gebiete der Gesundheit und Medizin, des Verständnisses unseres Körpers und unseres Verhältnisses zur Natur.